„ICH BIN HIER!"
- "…Möchtest du mal über dem Paradies fliegen? Du willst nicht? Eventuell wenn es nicht so wackelt?
- Was werden wir dort tun?
- Einfach glücklich sein..."
M.K.
Dies ist eine Show über die heutige Zeit. Es geht um jeden von uns in dieser schrecklichen Zeit. Dies ist ein Bühnenstück über Misserfolge und gescheiterte Hoffnungen. Ein offenes Gespräch mit dem Zuschauer über eine ganz delikate, diskrete Sache. Es gibt in der Show so viel Lustiges und Trauriges, Tragisches und Komisches, genauso wie unser Leben heutzutage ist.
"I'm Here" ist die Geschichte eines Menschen.
Der Protagonist ist - Sie können es nicht sofort erkennen - entweder ein kleiner, ordinärer Mensch aus der klassischen russischen Literatur oder ein Vertreter der "verlorenen Generation", die im 20. Jahrhundert von Weltklassikern besungen wurden.
Jedenfalls ist er einer von uns, der überraschenderweise zu uns in den Zuschauerraum hingeraten ist und uns impulsiv und leidenschaftlich seine Lebensgeschichte erzählen will, stammelnd, stotternd, aus Angst unterbrochenzu werden und nicht zu Ende gehört zu werden. Und er muss sich wirklich zu Wort melden, denn wenn er es nicht tut und alles in sich behält, wird er es nicht ertragen und stirbt.
Die von Schauspieler Anatoly Bely und Regisseur Yegor Trukhin geschaffene Kombination von Genres präsentiert eine wunderbare Lektüre von Gedichten zeitgenössischer Autoren, die meisterhaft in den Text und die Dramaturgie der Aufführung eingeschrieben sind, sowie die Interaktion mit dem Publikum und Clownerie mit Verweisen auf Charlie Chaplin’s „Der Vagabund“.
Und irgendwann mal sehen wir einen „Schauspieler ohne Haut“, der mit so viel Hingabe und Selbstlosigkeit spielt, dass es nicht mehr klar ist, ob dies ein Schauspieler und Protagonist einer Performance ist, oder ob es unsere eigenen Gedanken sind, die so im Saal herumschweben/fliegen.
Der Mann, als setze er sich vor den Augen des Publikums aus Fragmenten zusammen, spielt mit Worten und Intonationen, bewegt sich von einem Thema zum anderen, findet seine Stimme wieder und trifft seine Entscheidung. Denn das Leben besteht wie ein Buntglasfenster aus vielen Fragmenten in verschiedenen Farben. Sich für das Leben entscheiden heißt es, sich aus Fragmenten sammeln zu können.
Besondere Erwähnung verdient die Auswahl poetischer Texte, die in der Aufführung erklingen.
Alle wurden nach dem 24. Februar 2022 in verschiedenen Teilen der Welt und von verschiedenen Poeten geschrieben, aber mit einem unausweichlichen Schmerz. Jedes Gedicht, das in der Aufführung erklingt, schafft eine besondere Stimmung, eine andere Facette der menschlichen Seele: vom Flüstern von Engeln, die Wunden heilen, bis zu einem unmenschlichen Schrei in der Dunkelheit menschlicher Trauer.
Und doch geht es in dieser Performance um die Liebe, um die Kraft des Geistes, um die Sehnsucht nach Licht und die große Kraft des Lebens, die am Ende alles Böse besiegt. „Ich bin hier“ – wir sagen Euch, wir leben, egal was passiert.
Akteure & Charaktere:
HERO - Hauptdarsteller des Moskauer Kunsttheaters. Tschechow (bis 1.07.22), Preisträger von Theaterpreisen, Filmschauspieler (mehr als 100 Filme und Fernsehserien). Er hatte keine Angst, seine politische (abweichende) Haltung zum Ausdruck zu bringen und verließ Russland nach dem 24.02.2022 - Anatoly Bely.
Der Regisseur und Autor der Idee ist ein Absolvent von GITIS (Werkstatt von S. Zhenovach), der Russland nach dem 24.02.2022 verlassen hat - Egor Trukhin
Autoren der Gedichten: Alya Khaitlina, Zhenya Berkovich, Lena Berson, Vadim Zhuk und andere.
Verfasser von Monologen - Anatoly Bely, Egor Trukhin